20 Jahre Bürgernetzverein Günzburg:
Auch für die Zukunft warten große Aufgaben
Die neuen Medien waren 1994 noch für viele Neuland, als die bayerische Staatsregierung 100 Millionen D-Mark für den verstärken Einsatz der Telekommunikation zur Verfügung stellte. Aus diesem Topf unterstützt, gründeten sich in Bayern viele Vereine, die sich zur Aufgabe machten, Menschen an das Internet und den Computer heran zu führen.
1996 wurde der Bürgernetzverein Günzburg gegründet. 38 Gründungsmitglieder waren es damals, vor 20 Jahren. Das Jubiläum feierte der Verein am vergangenem Freitagabend (14.10.2016), in einer öffentlichen Feierstunde im Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg. Unter den Mitgliedern und Besuchern der öffentlichen Veranstaltung waren auch einige Gründungsmitglieder.
Menschen an die Technik heranzufühen
Sie hatten damals den Nerv der Zeit getroffen, da die Mitgliederzahl schnell anwuchs. Der BNV setzte sich zum Ziel, seinen Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, den Umgang mit den neuen Medien zu erlernen. Es ging um das Verhalten im Internet, die richtige Benutzung von Suchmaschinen, die Erstellung einer Homepage und deren Pflege und Weiteres rund um das Internet und dessen damaligen Möglichkeiten.
Ulrich Steuer, Vorsitzender des Bürgernetzverbands, gab einige Zahlen von sich. So formierten sich damals in 88 Vereinen bis zu 100000 Mitglieder. Um die Interessen der vielen Vereine zu bündeln und zu vertreten, bildete man einen Dachverband. Heute sind es noch 34 Vereine im Bürgernetzverband.
Der Bedarf, Menschen an die Technik heranzuführen, ist auch 2016 gegeben. Dies zeigen die Mitgliederzahlen von rund 300.
1.Vereinsvorsitzender ist aktuell Thomas Burghart, der auch durch die Veranstaltung führte. Sein Stellvertreter ist Wolfgang Reichelsdorfer.
Heute bietet sich eine Fülle von Angeboten
In den Anfangsjahren lagen die Schwerpunkte in der Heranführung an die Technik und das Internet. In den vergangenen Jahren stellt sich die Situation anders dar. Wie die stellv. Landrätin Mine Waltenberger-Olbrich zu bedenken gab, muss heute der Umgang mit der Fülle an Angeboten gelernt werden.
Ulrich Steuer sieht die Aufgabe für die Vereine in der Zukunft unter anderem im vorantreiben des Freifunks, dem kostenlosen W-LAN in Städten und Gemeinden. Auch durch Veranstaltungen können die Vereine über die Chancen und Risiken des Computers und Smartphones aufklären.
Heranwachsende muss eine Medienkompetenz anerzogen werden
Buchautor, Journalist und Social-Media-Experte Matthias J. Lange, Referent der Hanns-Seidel-Stiftung war gekommen, um in seinem interessanten Vortrag „Soziale Netzwerke – die unheimlichen Miterzieher unserer Kinder“ aufzuzeigen, wie wichtig es ist zu wissen, was unsere Kinder im Internet erwartet um sie auch dahingehend erziehen zu können. Er zeigte in beeindruckender Weise auf, wie Facebook, Twitter und co. in unser Leben und das Leben unserer Kinder Einzug gehalten hat. Medienkompetenz zu vermitteln, so Lange, ist eine wichtige Komponente in der Erziehung unserer Kinder. Die Eltern dürfen sich nicht verabschieden, sie müssen ihren Kindern beibringen, wie die sozialen Netzwerke funktionieren und welche Gefahren im Web lauern. Die Welt tickt längst digital. Selbst wenn es um Nachrichten geht, sucht die ältere Generation gezielt nach News, während die Jüngeren erwarten, dass Informationen und Meldungen zu ihnen kommen, so Lange. Sie sehen die riesige Fülle an Nachrichten und nehmen sie bewusst oder unbewusst war. Niemand erklärt ihnen zu selektieren, zu filtern und Meldungen auch zu verifizieren.
Denkt man über die Worte von Matthias J. Lange nach erkennt man, dass Vereine, wie der Bürgernetzverein, hier wichtige Aufklärung leisten können.
Bürgernetzvereine drohen weiter zu schrumpfen, da es immer weniger „Aktivisten“ gibt, die bereit sind, sich den auf uns zukommenden Herausforderungen zu stellen. Wir dürfen nicht alle Dinge einzelnen Firmen und Personen in die Hand geben, ohne uns und unseren Kindern aufzuzeigen, welche Gefahren dabei lauern. Dies lernte man an diesem Abend zu verstehen.
Wenn Eltern und die ältere Generation vor der Technik und den Angeboten resignieren, lassen wir unsere Kinder blind und schutzlos in die digitale Welt rennen, ohne den notwendigen kritischen Blick für gut und nicht gut, ohne die Erkenntnis, wo eine Change, oder eine Gefahr lauert.
Zur Vereinsgeschichte
Am 25. Juni 1996 wurde der Bürgernetzverein Günzburg gegründet. 38 Gründungsmitglieder waren es damals, vor 20 Jahren. Tobias Kronwitter war der 1. Vorstand.
Sie hatten damals den Nerv der Zeit getroffen, da die Mitgliederzahl schnell anwuchs. Der BNV setzte sich zum Ziel, ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, den Umgang mit den neuen Medien zu erlernen. Es ging um das Verhalten im Internet, die richtige Benutzung von Suchmaschinen, die Erstellung einer Homepage und deren Pflege und weiteres rund um das Internet und dessen damaligen Möglichkeiten.
Sie waren nicht alleine im Landkreis. Auch in Krumbach wurde mit anfangs 50 Mitgliedern im Juli 1996 der Bürgernetzverein Mittelschwaben gegründet, Willi Kielmann war 1. Vorstand. Mitgesellschafter von Krumbach-online wurde die Look!-Multimedia-GmbH aus Neu-Ulm. Im Juni 1997 wurde, unter der Federführung von Dr. Gerhard Böck, der „Internet- und Multimediaverein Ichenhausen“ ins Leben gerufen.
Ein eigener Einwahlknoten stand seinerzeit nicht zur Verfügung; so musste man eine Standleitung vorhalten. Da Flatrates noch nicht angeboten wurden, fielen im Durchschnitt etwa 20.000 DM an Telefonkosten jährlich für die 64 kB/s Leitung an. Die fehlende eigene ortsnahe Einwahlmöglichkeit bedeutete weiterhin hohe Kosten, weshalb man sich mit der Bitte, um öffentliche Förderung, an den Landkreis Günzburg wandte. Dies stieß auf offene Ohren und so bekam der Verein zunächst 12.000 DM und nachdem der Krumbacher Verein an den Günzburger 1999 angeschlossen wurde, flossen weitere 8.000 DM.
Die genutzte Domain baynet.de, war von der Bayerischen Regierung zur Nutzung zeitlich begrenzt überlassen. Sie musste an die Regierung zurückgegeben werden. Seit dem ist der BNV Günzburg unter der Domain bnv-gz.de erreichbar.
2001 löste sich der Multimediaverein Ichenhausen auf. Man nutze schließlich eine bundesweit einheitliche Einwahl. 2009 wurden die eigenen Rechner aufgegeben und die Dienste auf einen Mietserver umgezogen; ebenso gab man die ISDN Leitungen auf, da DSL immer mehr zum Standard wurde.
Quelle: BSAktuell